22.7.2024, 15 Uhr
„Sprache ist Teil des Weltgewirrs und wirkt zugleich an ihm mit.“
Preisverleihung in der Akademie der Künste am 7. Juli 2024
Am 7. Juli wurden die Dichterin Sonja vom Brocke und der Historiker Dieter Langewiesche in der Akademie der Künste ausgezeichnet. Sonja vom Brocke erhielt den 2024 erstmals verliehenen Weiskopf-Wedding-Preis. In Nachfolge des einstigen Alex-Wedding- und des F.-C.-Weiskopf-Preises würdigt der mit 5.000 Euro dotierte Preis, je nach Schwerpunktsetzung der Jury, ein sprachkritisches und sprachreflektierendes Werk wie das von Sonja vom Brocke, oder Kinder- und Jugendbücher. Die Laudatio hielt Tobias Lehmkuhl.
Aus der Dankesrede von Sonja vom Brocke:
„Sprache ist Teil des Weltgewirrs und wirkt zugleich an ihm mit.
Ist Akteurin, poietisch. Bedingung des Denkens, bedingt es – nicht seine Maske, Bemäntelung.
Obgleich Maskierung ins Spiel kommen kann, Privates dispensiert.
Poetisch Imaginiertes flieht nicht dahin – es erweitert den Raum, erwidert, plastisch, chromatisch, schenkt Raum.“
Dieter Langewiesche erhielt den seit 1971 für historische Prosa verliehenen Lion-Feuchtwanger-Preis. Gestiftet wurde der mit 7.500 Euro dotierte Preis von Feuchtwangers Ehefrau Marta. Die Laudatio hielt Friedrich Wilhelm Graf.
Aus der Dankesrede von Dieter Langewiesche:
„Historische Prosa – ist sie wissenschaftlich oder literarisch? Das sind strenge Alternativen. Ich spitze sie scharf zu: Wissenschaft, Forschung ist darauf angelegt, überholt zu werden, Literatur nicht. Geschichtswissenschaftliche Bilder von der Vergangenheit werden von der Zukunft immer wieder überholt, literarische Vergangenheitsbilder nicht.
Der Historiker Reinhart Koselleck, den die Differenz zwischen wissenschaftlichen und literarischen Texten über Geschichte umgetrieben hat, fügte noch weitere Unterscheidungskriterien hinzu. Eins lautet: Der wissenschaftliche Blick in die Vergangenheit versucht das, was er auswählt, auf Begriffe zu bringen. Dichtung hingegen lasse sich nie auf Begriffe zuspitzen. Darin liege, ich zitiere ihn, die ‚Überlegenheit von Dichtung: mehr über Geschichte aussagen zu können als ein Historiker, der auf Begriffe angewiesen bleibt, jemals zu leisten vermag‘.“
Die Rede von Dieter Langewische erschien am 10. Juli 2024 in voller Länge in der Süddeutschen Zeitung und kann hier nachgelesen werden.