Der Die Das Grips

Der Die Das Grips

Es ist ein Ding in einer Kiste, man könnte meinen, ein Gesicht mit überdimensionaler Nase oder ein Tier. So sieht es aus, der oder die oder das GRIPS. Gemeint ist das Theater-Logo, das 1972 von Jürgen Spohn, einem deutschen Grafiker, der vor allem als Kinderbuchautor und -illustrator bekannt war, geschaffen wurde. Anlass war der Umzug des Kinder- und Jugendtheaters aus den Räumen des „Reichskabaretts“ in der Wilmersdorfer Ludwigkirchstraße in das Forum-Theater am Kurfürstendamm. Eine Namensänderung stand an und man entschied sich für den Namen GRIPS. „Spaß am Denken“ sollte der Begriff symbolisieren, und die Kinder und Jugendlichen, die das GRIPS Theater besuchten, nahmen das wörtlich: Laut Aussage von Gründer Volker Ludwig wollten sie immer gern wissen, was es bedeutet und wie er aussieht, „der GRIPS“. Und so entstand als Illustration dieses kleine schwarze GRIPS-Ding, das meistens aus der berühmten GRIPS-Kiste lugt. An der Seite ist ein Aufzieh-Schlüsselchen angebracht, das immer wiederkehrenden Spaß impliziert – welches Kind liebt es nicht, einen Hüpffrosch wieder und wieder mit einem Federmechanismus aufzuziehen? Genau dieselbe Kontinuität, gepaart mit einer Unmenge Spielspaß, ist es, mit der das Ensemble seit 50 Jahren seine internationalen kleinen und großen Gäste in inzwischen über einhundert Uraufführungen begeistert – und das ist offensichtlich eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Nicht verzaubern, sondern für morgen stark machen soll dieses Theater, realistische Alltagsgeschichten ohne pädagogischen Zeigefinger erzählen, und das mit dem Anspruch, die Welt nicht als unveränderlich hinzunehmen, sondern vor allem weiterzudenken.

Seit 1974 hat das GRIPS seinen Standort im Hansaviertel, die pädagogische Arbeit des Theaters sucht ihresgleichen. Die GRIPS-Kiste wird inzwischen in die Lernprozesse im Schulunterricht integriert: Eine Zusammenstellung von kreativen Methoden und Materialien nimmt Bezug auf die Lebenswelt der Schüler und will den Schulunterricht kreativ anregen. Das GRIPS-Logo gibt es mittlerweile in einer Vielzahl von Darstellungen und Varianten, gezeichnet von Rainer Hachfeld, Karikaturist und Bühnenautor und einer der Hausbühnenbildner des GRIPS. Es kann Ente oder Schnecke, Spinne oder Hubschrauber sein. Alles. Wie auch das GRIPS Theater längst ein Theater für alle – und für alle Generationen – geworden ist! Das GRIPS-Publikum der ersten Tage ist in die Jahre gekommen, viele Schauspieler der ersten Tage sind längst weitergezogen und die dritte Generation Zuschauer geht, inzwischen auch schon fast erwachsen, in die Vorstellungen. Was nicht an Aktualität eingebüßt hat, sind die Stücke. Die legendäre Linie 1 von Volker Ludwig und Birger Heymann ist immer noch regelmäßig ausverkauft, gastierte in unzähligen Ländern und ist das laut Presseberichten weltweit meistgespielte deutsche Musical.

Das Archiv des GRIPS Theaters hat 2019 ein neues Zuhause am Robert-Koch-Platz in Mitte gefunden. In das Archiv der Akademie der Künste wurden ca. 180 Stückordner mit Inszenierungen von den 1960er Jahren bis heute übernommen, dazu kommen viele Kisten Fotos, Programmmaterialien und Plakate. Und auch die Dinge, die man nicht immer in einem Archiv vermutet: zum Beispiel der die das GRIPS. Das schwarze Plüschding war übrigens ein Premierengeschenk zur Inszenierung Julius und die Geister von Volker Ludwig in der Regie von Frank Panhans im Jahr 2002.


Autorin: Andrea Clos, Archivarin im Archiv Darstellende Kunst der Akademie der Künste.

Erschienen in: Journal der Künste 10, Mai 2019, S. 58-59