9.9.2019, 09 Uhr
Die Tanzfilme der Tanzfabrik Berlin werden online gestellt
Die Tanzfabrik Berlin wurde 1978 als Zentrum für modernen Tanz, Improvisation und experimentelle Tanzformen gegründet. Eine Gruppe junger Leute, Tänzer/innen, Musiker/innen, bildende Künstler/innen, aber auch Studierende der Sport-, Biologie- oder Religionswissenschaft, lebten, tanzten und arbeiteten zusammen in einem Fabrikgebäude in der Möckernstraße in Kreuzberg. Die Choreografien wurden im Kollektiv entwickelt, und auch die Leitung der Tanzfabrik wurde gemeinsam bestritten. Die Tanzabende, die mit der damals verfügbaren Videotechnik aufgezeichnet wurden, sind originär in Berlin entstanden und dienen als besondere Zeugnisse des modernen Tanzes in Berlin der 1970er bis 1990er Jahre.
Aus über 250 vorliegenden Videokassetten und U-Matic-Bändern der Jahre 1978–1990 wurden 32 Videodokumente ausgewählt, die nun digitalisiert vorliegen. Die vermeintlich geringe Ausbeute erklärt sich daraus, dass sich unter den 250 Bändern eine Vielzahl von Dubletten befand und manche Magnetbänder schon zu zerfallen waren, um sie noch abspielen zu können. Es ist jedoch gelungen, die wichtigsten Choreografien aus der ersten Phase der Tanzfabrik zu sichern, darunter Abendspaziergang, Liebste Liebe, Buddy Bodies, Terra incognita und Schwitters Ursonate, um nur einige zu nennen.
Das Bild oben zeigt einen Screenshot aus dem ebenfalls digitalisierten Stück Fragile Circumstances aus 1989,einer Tanztrilogie und Multimediaperformance von Kurt Koegel und Ka Rustler, die beide selbst auch tanzen. Das Stück beschreibt die Entwicklung einer Beziehung und bearbeitet dementsprechend Stereotypen von Verhaltensmustern, Kampfspiele der Geschlechter und Selbstfindungsversuche und nutzt dafür Elemente der Contact Improvisation und verschiedener Stile des New Dance.
In Kooperation mit dem Archiv der Akademie der Künste, Berlin, und der Tanzfabrik Berlin wurden die audiovisuellen Dokumente der Tanzgeschichte vom Internationalen Theaterinstitut / Mime Centrum Berlin (ITI/MCB) in einem digiS-Projekt bereits 2017 digitalisiert und können ab sofort im Lesesaal der Akademie der Künste am Robert-Koch-Platz 10 eingesehen werden. Auch in der Mediathek für Tanz und Theater des ITI/MCB und deren Datenbank werden die Filme zugänglich gemacht. Sofern die dafür notwendigen Rechte gewährt wurden, werden die Digitalisate auch über die Webseite des ITI / MCB abrufbar sein.
Das Archiv der Tanzfabrik Berlin im Archiv der Akademie der Künste finden Sie hier: https://archiv.adk.de/bigobjekt/32313
Ansprechpartnerin: Helene Herold
Zum Projekt: „Whodidwhattowhomwasneverreallyclear...“. Die Erschließung und Digitalisierung der Tanzfilme der Tanzfabrik Berlin