1.8.2024, 13 Uhr
Noah Willumsen wird Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs der Akademie der Künste
Der 36-jährige Literatur- und Medienwissenschaftler Noah Willumsen übernimmt zum 1. August 2024 die Leitung des Bertolt-Brecht-Archivs. Eine seiner wichtigsten Aufgaben wird es sein, das Archiv ins digitale Zeitalter zu überführen.
Willumsen hat Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der University of Pittsburgh und der Humboldt-Universität zu Berlin studiert, wo er am Graduiertenkolleg „Wissens- und Literaturgeschichte kleiner Formen“ über die Geschichte des Interviews promoviert. Seine Edition von Bertolt Brechts Interviews Unsere Hoffnung heute ist die Krise ist 2023 im Suhrkamp Verlag erschienen. Das Werk erschließt auf Basis extensiver Archivstudien international verstreute und z. T. völlig unbekannte Texte Brechts, die Einblick in dessen streitlustigen Umgang mit den Nachrichtenmedien seiner Zeit gewähren. Willumsens Aufsätze zu Brecht, Heiner Müller und der Mediengeschichte der DDR sind zuletzt in Brecht in Context, Heiner Müllers KüstenLANDSCHAFTEN, E-CIBS sowie im Brecht-Jahrbuch erschienen, dessen Redaktion er angehört.
Noah Willumsen tritt die Nachfolge von Erdmut Wizisla an, der die Position seit 1993 innehatte, diese ruhestandsbedingt aufgibt und nunmehr ausschließlich das Walter-Benjamin-Archiv in der Akademie leiten wird. Wizisla führte die Arbeit des Bertolt-Brecht-Archivs ins vereinigte Deutschland und entwickelte es zu einem international anerkannten Zentrum der Brecht-Forschung. Die beachtlichen Bestandszuwächse der letzten Jahrzehnte sind wesentlich seiner Vernetzung in der „Brecht-Community“ und seinem wissenschaftlichen Ansehen zu verdanken. Wizisla trat mit maßgeblichen Studien wie Benjamin und Brecht: Die Geschichte einer Freundschaft (2004) hervor, die der vielgefeierten Akademie-Ausstellung „Benjamin und Brecht – Denken in Extremen“ (2017/18) zugrunde lag.
Das Bertolt-Brecht-Archiv der Akademie der Künste beherbergt den umfangreichen Nachlass des Schriftstellers und Regisseurs Bertolt Brecht (1898–1956) mit weit mehr als einer Million Dokumente. Dazu gehören die Werkhandschriften, Tage- und Notizbücher, Korrespondenz sowie eine umfangreiche Nachlass- und Spezialbibliothek. Darüber hinaus werden hier weitere Bestände betreut wie die Nachlässe von Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Peter Voigt und Gerhard Seidel, die Fotoarchive von Percy Paukschta, Hainer Hill und Vera Tenschert sowie das Archiv des Berliner Ensembles. Umfangreiche Dokumentationen zur Werk- und Rezeptionsgeschichte Brechts, Film- und Tondokumente und weitere Materialien ergänzen die Sammlungen.