8.5.2023, 14 Uhr

Akademie der Künste erwirbt Teilnachlass der Schauspielerin Tilla Durieux

Ausgewählte Dokumente und Fotos aus dem Nachlass sind in der Ausstellung „Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen“ im Georg Kolbe Museum, Berlin, zu sehen. 

Eröffnung 12. Mai 2023, Vorstellung des Nachlasserwerbs am 6. Juli 2023 im Georg Kolbe Museum.

Die Akademie der Künste hat mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder unbekannte Teile aus dem Nachlass der Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) erworben, der im jugoslawischen Exil verblieben war. Der Ankauf aus Auktionshäusern in Berlin und Wien ergänzt den Berliner Archivbestand der Akademie der Künste zu Tilla Durieux. Exponate aus beiden Nachlassteilen sind in der Ausstellung „Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen“ zu sehen, die das Berliner Georg Kolbe Museum als Übernahme vom Wiener Leopold Museum zeigt. Die Ausstellung wird am 12. Mai 2023 eröffnet. In einer Veranstaltung am 6. Juli 2023 wird der Teilnachlass im Georg Kolbe Museum der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Die Neuerwerbung umfasst vor allem vor 1945 entstandene Briefe, Manuskripte und Fotos. Die Objekte verdeutlichen, wie stark Durieux mit der künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit verbunden war. Zu den Briefpartnern gehören u. a. Ernst Barlach, Alfred Döblin, Walter Hasenclever, Gerhart Hauptmann, Heinrich Mann und Franz Werfel. Von besonderer Bedeutung sind das Manuskript von Durieux‘ Memoiren Eine Tür steht offen, das stark von der Druckfassung abweicht, und inhaltsreiche Briefe der Dichterin Else Lasker-Schüler, darunter ein Gedicht über die Schauspielerin. Unter den Fotografien befindet sich ein Bild von 1914, das den Maler Auguste Renoir bei der Betrachtung des von ihm geschaffenen Porträts von Tilla Durieux zeigt. Das bereits in der Akademie der Künste bestehende Durieux-Archiv mit einem Umfang von 3,3 Regalmetern ist erschlossen und online recherchierbar.

Tilla Durieux (1880–1971) zählt zu den bedeutendsten Schauspielerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Sie spielte unter anderem bei Max Reinhardt, Leopold Jessner und Erwin Piscator. Gleichzeitig förderte sie zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer, die Künste und Künstler*innen und zusammen mit ihrem dritten Ehemann, dem Brauereidirektor Ludwig Katzenellenbogen, auch die Theater in Berlin. Ihre herausragende Wirkung spiegelt sich auch in der bildenden Kunst. Barlach, Corinth, Kokoschka, Renoir und Slevogt porträtierten sie. Durch die Nationalsozialisten zur Emigration gezwungen, ließ sich Tilla Durieux in Zagreb, heute Kroatien, nieder, wo sie während der deutschen Besatzung als Kostümgestalterin eines Puppentheaters arbeitete. 1952 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie in West-Berlin und der Bundesrepublik mit 72 Jahren eine aufsehenerregende Alterskarriere begann.
Ab 1961 war Tilla Durieux Mitglied der Akademie der Künste (Berlin-West). Die Akademie der Künste verwaltet den Tilla-Durieux-Schmuck, ein Collier mit 34 in Platin gefassten Zirkonen, das gemäß der Verfügung der Schauspielerin alle zehn Jahre von einer „hervorragenden Vertreterin der deutschen Schauspielkunst“ an die nächste weitergegeben wird.

 

Ausstellung Tilla Durieux.
Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen
Eröffnung: 12. Mai 2023, 18 Uhr
Laufzeit: 13. Mai – 20. August 2023, Mi–Mo 11–18 Uhr
Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin, Tel 030 3042144

Veranstaltung
„Kunst und Recht“. Der jugoslawische Teilnachlass von Tilla Durieux
Donnerstag, 6. Juli 2023, 18 Uhr
Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin, Tel 030 3042144
Begrüßung: Dr. Kathleen Reinhardt, Direktorin des Georg Kolbe Museums, Dr. Stephanie Tasch, Leiterin Förderung bei der Kulturstiftung der Länder
Vortrag: Antonija Mlikota, Kulturhistorikerin, Universität Zadar
Gespräch: Jutta Braun, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Ruth Lecher, Rechtsanwältin, und Werner Heegewaldt, Direktor des Archivs der Akademie der Künste