5.2.2016

Heinrich-Mann-Preis 2016 an Gunnar Decker

Der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste geht in diesem Jahr an den Berliner Autor, Film- und Theaterkritiker Gunnar Decker. Diese Wahl trafen die Juroren Friedrich Dieckmann, Sebastian Kleinschmidt und Adam Zagajewski, der Preisträger des letzten Jahres. Der mit 8.000 € dotierte Preis für Essayistik wird am 20. Mai 2016 im Akademie-Gebäude am Pariser Platz verliehen.

Aus der Begründung der Jury: „Gunnar Decker führt eine literarische Doppelexistenz; auf der einen Seite spürt er mit Gründlichkeit und Verve den Problemen, Zuspitzungen, Antagonismen des Aktualen nach, besonders auf dem Feld des Theaters als Kunst – wie als Lebensform, die heute beide von innen und außen bedroht sind. Auf der andern Seite ergründet er das 20. Jahrhundert als Biograph signifikanter Autoren, von Hermann Hesse und Gottfried Benn, Georg Heym und Georg Trakl bis zu dem 1922 geborenen Franz Fühmann, der die Illusionen seiner Generation prononciert durchmessen hatte. Vor allem an Vincent van Gogh erprobte Decker seine Fähigkeit, den exemplarischen künstlerischen Anspruch seiner Protagonisten zu der Krise der Zeit, der Gesellschaft in Beziehung zu setzen. (…)
Biographik als Verstehenskunst, getragen von dem grenzenlosen Interesse am Phänomen des Schöpferischen in der Komplikation seiner Voraussetzungen und Antriebe – mit dieser Haltung nimmt Gunnar Decker eine herausgehobene Stellung in der biographischen Literatur der Gegenwart ein. Er setzt Philosophie und Theologie, Geschichte und Psychologie in intensiv durchdrungene Bewegung, um jener Dynamik des Schöpferischen gerecht zu werden, deren innerster Kern unentschlüsselbar bleibt. Dies zu wissen und hochzuhalten, gehört zu ihrem besonderen Ertrag.“

Gunnar Decker wurde 1965 in Kühlungsborn geboren und wuchs in Bad Doberan auf. Er studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie und promovierte dort 1994 mit einer Arbeit über „Protestantische Mystik in der Unparteiischen Kirchen- und Ketzerhistorie bei Gottfried Arnold“. Seit 1995 arbeitet er als freiberuflicher Film- und Theaterkritiker, seit 1997 als Buchautor und seit 2008 als Redakteur der Zeitschrift Theater der Zeit. Er lebt in Berlin.
 
Buchveröffentlichungen u.a.: Kriegerdämmerung. Polemischer Versuch zu einem Porträt Ernst Jüngers (1997), Hesse-ABC (2002), Rilkes Frauen oder Die Erfindung der Liebe (2004), Gottfried Benn. Genie und Barbar (2006), Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns (2009), Vincent  van Gogh. Pilgerreise zur Sonne (2009), Georg Heym. ‚Ich, ein zerrissenes Meer‘ (2011), Hesse. Der Wanderer und sein Schatten (2012), Georg Trakl (2014), 1965. Der kurze Sommer der DDR (2015).

Die Preisträger der letzten Jahre waren Adam Zagajewski (2015), Robert Schindel (2014), Robert Menasse (2013) und Uwe Kolbe (2012). Die diesjährige Preisverleihung findet am Freitag, den 20. Mai, um 19 Uhr in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, statt.