27.9.2004
LENIN ON TOUR. BERLIN
Montag, 4.Oktober 2004, 11.00 Uhr
Station des Dresdner Lenin-Denkmals vor dem Eingang zur Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin-Tiergarten.
Rudolf Herz zu seiner Projektidee:
"Meinen Zeitgenossen zeige ich Lenin. Und Lenin das 21. Jahrhundert.
Wer erklärt es ihm?"
Es sprechen:
Volker Braun (Mitglied der Akademie der Künste)
Matthias Flügge (Vizepräsident der Akademie der Künste) und
Rudolf Herz
"Lenin on tour" von Rudolf Herz ist eine Performance, ein Buch und ein Film. Im Mittelpunkt des experimentellen Kunstprojektes steht die 800 Kilometer lange Reise eines politischen Denkmals aus dem 20. Jahrhundert durch Europa in die Gegenwart. Gestartet wurde sie am 14. September in München. Weitere Stationen waren bzw. sind Zürich, Turin, Rom, Wien, Prag, Bremen und Dresden.
Berlin ist vom 4. bis 6. Oktober vorerst letzter Ort der Tournee des Sattelzuges mit drei Granitskulpturen des demontierten Lenin-Denkmals, das bis 1991 vor dem Dresdner Hauptbahnhof stand.
Die Skulpturen sind tagsüber auf Straßen und Autobahnen unterwegs, abends machen sie Station vor einem Museum, einem Theater, einer Fabrik oder auf einem belebten öffentlichen Platz, wo das Publikum Gelegenheit hat, seine Meinung vor der Kamera des Filmteams, das die Tour begleitet, zu äußern. Politiker, Philosophen, Künstler und Wissenschaftler sind zu einem persönlichen Statement über das 21. Jahrhundert eingeladen.
Herz inszeniert ein mobiles Bild, die scheinbar ziellose Reise der Reste einer politischen Repräsentationskunst, die nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems funktionslos geworden ist. Auf der Fahrt durch das moderne Alltagsleben trifft die jüngste Vergangenheit mit der visuell übermächtigen Gegenwart zusammen. Ästhetik und Bedeutung des ortlos gewordenen Denkmals verändern sich mit dem Wechsel der Standorte, des Kontextes und der Interpreten. In Verbindung mit den Orten und Statements entsteht eine subjektive Collage, die Reflexionen über das kollektive Erinnern und Vergessen, den Epochenbruch von 1989/91 und seine Folgen für Konzeption und Strategien einer kritischen Kunst öffnet.
Berlin, die Stadt, die ihr Lenin-Monument nach der Wende unter einer dicken Kiesschicht in den märkischen Wäldern begraben ließ, ist ein besonders geeigneter Ort für eine Wieder-begegnung. Davon gibt auch das Statement Volker Brauns Zeugnis, der in der Liste der Redner nach Wolfgang Fritz Haug (am 14.9. in München), Henning Scherf und Rudolf Hickel (am 1.10. in Bremen), Boris Buden (am 3.10. in Dresden) folgt. Den Abschluss bildet am 6. Oktober um 18.30 Uhr im Sternfoyer der Berliner Volksbühne ein Vortrag von Guillaume Paoli. Der Text von Volker Braun erscheint in kleinen Auflagen als Kunstpostkarte und als Schriftplakat.
Das Projekt wird unterstützt vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, ortstermine 2004 – Kunst im öffentlichen Raum; Partnern der Tour-Stationen und der Akademie der Künste.