10.9.2014
Akademie der Künste eröffnet das Archiv der Schaubühne
Die Berliner Schaubühne, 1962 am Halleschen Ufer gegründet, seit 1981 am Lehniner Platz ansässig, gehört zu den wichtigsten europäischen Theatern des vergangenen halben Jahrhunderts. 50 Jahre nach der Gründung der Schaubühne hat der langjährige Leiter Jürgen Schitthelm den Archivbestand der Jahre 1962 bis 1999 der Akademie der Künste übergeben, die ihn für die öffentliche Nutzung aufbereitet hat. Mit fast 80 laufenden Metern gehört das Archiv der Schaubühne zu den umfangreichsten der Archivabteilung Darstellende Kunst. Dort ergänzt es sich mit anderen Beständen, u. a. von Jutta Lampe, Moidele Bickel, Frank-Patrick Steckel, Susanne Raschig und Klaus Michael Grüber, die diese Ära aus einer anderen Perspektive beleuchten.
Das seit dem Engagement Peter Steins und eines festen Ensembles 1970 systematisch geführte Schaubühnen-Archiv vermittelt nicht nur tiefe Einblicke in die Arbeit des Privattheaters, sondern auch in die Zeitgeschichte, die sich in vielen berühmt gewordenen Inszenierungen niederschlug. Regie-, Soufflier- und Inspizientenbücher sowie umfangreiches dramaturgisches Material geben detailliert Auskunft über die Arbeitsweise; eine umfassende Kritikensammlung dokumentiert die öffentliche Wirkung. Den Brechtschen Modellbüchern durchaus vergleichbar, erlaubt eine Fülle von Proben- und Szenenfotos rund 140 Inszenierungen nachzuvollziehen, für die neben Peter Stein Regisseure wie Claus Peymann, Luc Bondy, Klaus Michael Grüber und Robert Wilson, später auch Jürgen Gosch und Andrea Breth verantwortlich zeichneten. Schauspieler wie Edith Clever, Jutta Lampe und Bruno Ganz gelangten zu internationalem Ruhm. Vor allem in den Jahren am Halleschen Ufer trugen überraschende Raumlösungen des Bühnenbildners Karl-Ernst Herrmann zur künstlerischen Neuerung ebenso bei wie die dramaturgische Fundierung durch Dieter Sturm und Botho Strauß, die auch in den vollständig vorhandenen Programmheften ablesbar ist.
Mit dem Umzug an den Lehniner Platz 1981 wuchsen die technischen Möglichkeiten des Theaters, aber auch die künstlerischen Herausforderungen. Im Laufe der 1980er Jahre sah sich das Haus zunächst mit dem Weggang Peter Steins, dann mit dem Ende der Teilung Berlins sowie den damit verbundenen Veränderungen in der kulturellen Szene der Stadt konfrontiert. Nach einer Phase der Neuorientierung in den 1990er Jahren knüpfte die Schaubühne zu Beginn des neuen Jahrtausends mit der Berufung von Thomas Ostermeier als Künstlerischem Leiter und dem Engagement von Sasha Waltz und ihres Tanzensembles (bis 2004) an ihre großen Zeiten an. Die Schaubühne wird ihre Archivbestände ab dem Jahr 2000 der Akademie der Künste in zeitlich nicht festgelegten Abständen weiterhin zur Verfügung stellen.
In einer Matinee am 21. September, 11 Uhr, stellt die Akademie der Künste das Archiv der Schaubühne der Öffentlichkeit im Studio am Hanseatenweg vor. Der Begrüßung durch den Direktor des Archivs, Wolfgang Trautwein, folgt ein Gespräch zwischen Jürgen Schitthelm, dem Künstlerischen Leiter Thomas Ostermeier, der Schauspielerin Tina Engel, Ensemblemitglied über eineinhalb Jahrzehnte, sowie Sabine Ganz, die das Archiv zu Beginn der 1970er Jahre angelegt und lange geführt hat. Es moderiert der Journalist Gerhard Jörder. Eine Vitrinenausstellung sowie eine Bild- und Toncollage ergänzen die Veranstaltung.
Für Rückfragen
Archiv Darstellende Kunst
Rudolf Mast, Tel. 030 200 57-3253, mast@adk.de
Stephan Dörschel, Tel 030 20057-3254, doerschel@adk.de
Veranstaltungshinweis
Archiveröffnung
Fünf Jahrzehnte zeitgenössisches Theater. Das Archiv der Schaubühne Berlin.
Mit Jürgen Schitthelm, Thomas Ostermeier, Tina Engel und Sabine Ganz
Moderation Gerhard Jörder, Begrüßung Wolfgang Trautwein
Sonntag, 21. September 2014, 11 Uhr
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Eintritt € 5/3
Pressekarten Tel. 030 20057-1514, presse@adk.de