15.9.2016
Über 30 KünstlerInnen, JuristInnen und AktivistInnen diskutieren über Menschheitsverbrechen, Folter und Techniken der Aufarbeitung
Symposium „Gedächtnis und Gerechtigkeit“
29. September – 1. Oktober 2016, Akademie der Künste, Hanseatenweg
„Gedächtnis und Gerechtigkeit“ – das ist das zentrale Thema von Estela de Carlotto, Thomas Walther, Anwar al-Bunni und Milo Rau sowie auch der anderen Teilnehmenden des gleichnamigen Symposiums, zu dem die Akademie der Künste und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) vom 29. September bis zum 1. Oktober in Berlin einladen.
Estela de Carlotto, langjährige Präsidentin der Großmütter der Plaza de Mayo, war als Betroffene und Aktivistin unmittelbar an der Aufarbeitung der Diktaturverbrechen in Argentinien beteiligt. Thomas Walther hat seine juristische Laufbahn der Aufklärung der NS-Verbrechen gewidmet, zunächst als Staatsanwalt und dann als Anwalt von Holocaust-Überlebenden bei Prozessen in Deutschland. Anwar al-Bunni, ebenfalls Rechtsanwalt, hat jahrelang in Syrien politisch Verfolgte vor Gericht verteidigt und arbeitet heute von Berlin aus daran, dass die Verbrechen aller syrischen Kriegsparteien eines Tages vor Gericht verhandelt werden. Milo Rau, Theatermacher, Wissenschaftler und Journalist aus der Schweiz, thematisiert in seinen Arbeiten immer wieder Kolonialverbrechen und aktuelle Kriege in Afrika und Europa.
Diese vier TeilnehmerInnen stehen stellvertretend für mehr als 30 KünstlerInnen, JuristInnen und AktivistInnen aus aller Welt, die sich mit Massengewalt und Massenverbrechen auseinandersetzen. Im Rahmen von „Gedächtnis und Gerechtigkeit“ diskutieren sie im interdisziplinären, epochen- und länderübergreifenden Austausch über die juristische, politische und gesellschaftliche Aufarbeitung von Massenverbrechen sowie über die Rolle zivilgesellschaftlicher AkteurInnen.
Zentrale Fragen des zweieinhalbtägigen Symposiums sind: Welchen Stellenwert haben Folter und Massenverbrechen in der kollektiven Erinnerung? Mit welchen Mitteln und Techniken kann eine Bestandsaufnahme aktueller und historischer Menschenrechtsverbrechen geleistet werden? Was sind die kulturellen und politischen Konsequenzen von Straflosigkeit und öffentlichem Verschweigen schwerwiegender Massenverbrechen? Und: In welchem Verhältnis stehen strafrechtliche Verfolgung und eine zivilgesellschaftliche Kultur des Erinnerns?
Das Programm wird kuratiert von Wolfgang Kaleck, Generalsekretär des ECCHR. Es umfasst Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Lesungen und eine Ausstellung künstlerischer Arbeiten.
Eine Kooperation der Akademie der Künste und des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Teilnehmende:
Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung
Wolfgang Kaleck, Generalsekretär des ECCHR
Anwar al-Bunni, Rechtsanwalt, Aktivist (Berlin)
Sylvestre Bisimwa, Rechtsanwalt (Bukavu)
Beatriz Brinkmann, Aktivistin (Santiago de Chile)
Reed Brody, Rechtsanwalt, u.a. im Prozess gegen Ex-Diktator
Hissène Habré (New York)
Estela de Carlotto, Aktivistin, Präsidentin der Vereinigung der Großmütter der Plaza de Mayo (Buenos Aires)
Omar D., Fotograf (Paris / Algier)
Andreas Fanizadeh, Journalist (Berlin)
Juan Garcés, Anwalt, u.a. im Pinochet-Prozess (Madrid)
Martin Glasenapp, ehem. Syrien-Referent bei
medico international (Berlin)
Erich Hackl, Schriftsteller (Wien)
Scott Horton, Menschenrechtsanwalt und Publizist
Harper’s Magazine (New York)
Patrick Kroker, Anwalt, ECCHR (Berlin)
Gila Lustiger, Schriftstellerin (Paris)
Sara Méndez, Aktivistin und Überlebende der
Operation Condor (Montevideo)
Jasmina Musić, Schauspielerin (Dortmund)
Orit Nahmias, Schauspielerin, Gorki Theater (Berlin)
Milo Rau, Regisseur (Köln)
Knut Rauchfuss, Arzt und Journalist
Medizinische Flüchtlingshilfe (Bochum)
Kathrin Röggla, Schriftstellerin und Vize-Präsidentin der
Akademie der Künste (Berlin)
Rüdiger Rossig, Journalist (Berlin)
Fabiana Rousseaux, Psychologin (Buenos Aires)
Beate Rudolf, Juristin und Direktorin Deutsches Institut für Menschenrechte (Berlin)
Volker Schlöndorff, Regisseur (Potsdam) tbc
Mark Sealy, Fotograf und Kurator (London)
Peter Seibert, Literaturwissenschaftler (Kassel)
Ronen Steinke, Autor und Journalist (München)
Karina Theurer, Juristin und Redakteurin (Berlin)
Claire Tixeire, Juristin, ECCHR (Berlin)
Ilija Trojanow, Schriftsteller (Berlin)
Najem Wali, Schriftsteller (Berlin)
Thomas Walther, Rechtsanwalt und Nebenklagevertreter in NS-Verfahren (Kempten)
Peter Weiss, Rechtsanwalt und Vizepräsident Center for Constitutional Rights (New York)
Gerhard Werle, Rechtswissenschaftler (Berlin)
Rosa Yassin Hassan, Autorin und Aktivistin (Hamburg)
KünstlerInnen:
Forensic Architecture (London)
Silvina Der-Meguerditchian (Berlin)
Eduardo Molinari (Buenos Aires)
Nghia Nuyen (Berlin)
Veranstaltungsdaten
Gedächtnis und Gerechtigkeit
Ein Gespräch zwischen Kunst, Recht und Zivilgesellschaft zu Menschheitsverbrechen, Folter und Techniken der Aufarbeitung
Donnerstag, 29. September – Samstag, 1. Oktober 2016
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Tel. +49 (0)30 200 57-2000
Eintritt frei
Ausführliches Programm unter http://gedaechtnis-und-gerechtigkeit.de