3.1.2020

Akademie der Künste trauert um Harry Kupfer

Der Musiktheaterregisseur Harry Kupfer, geboren 1935 in Berlin, ist am 30. Dezember 2019 mit 84 Jahren ebenda verstorben. Seit 1983 war er Mitglied der Akademie der Künste. Harry Kupfer war einer der bedeutendsten deutschen Opernregisseure, als Künstler, Operndirektor und Hochschullehrer eine der prägenden Persönlichkeiten des Musiklebens der DDR und seit Ende der 1970er Jahre auch des europäischen Musiktheaters, mit Inszenierungen an den großen europäischen Opernhäusern und auf den Festspielen in Salzburg und Bayreuth.

Von 1972 bis 1981 war er Operndirektor und Chefregisseur an der Staatsoper Dresden und von 1981 bis 2002 Chefregisseur der Komischen Oper Berlin. Seinen Durchbruch erlebte er 1975 in Dresden mit Schönbergs Moses und Aron. 1978 inszenierte er erstmals in Bayreuth, Der Fliegende Holländer, 1988 folgte ein gefeierter Ring unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim, mit dem er in den 1990er Jahren einen zehnteiligen Wagner-Zyklus an der Staatsoper Unter den Linden herausbrachte. Kupfer war ebenso ein stilprägender Regisseur der Moderne. Uraufführungen inszenierte er u. a. von Siegfried Matthus und Udo Zimmermann, von Krzysztof Penderecki, Schwarze Maske, Salzburg, 1986, von Georg Katzer, Antigone oder die Stadt, Komische Oper, Berlin, 1991. Er brachte 1983 erstmalig Aribert Reimanns Lear in der DDR zur Aufführung, dessen Bernarda Albas Haus er 2000 an der Bayerischen Staatsoper mit Zubin Mehta uraufführte. 1994 inszenierte er an der Komischen Oper Berlin Berthold Goldschmidts Der gewaltige Hahnrei erstmals seit dem Verbot durch die Nationalsozialisten. 2018 inszenierte er an der Staatsoper Verdis Macbeth und 2019 Georg Friedrich Händels Poros, sein Vermächtnis an der Komischen Oper.

Akademie-Mitglied Arila Siegert erinnert sich an Harry Kupfer: „Mit Joachim Herz, Ruth Berghaus und Peter Konwitschny prägte er das Bild des Musiktheaters der DDR. Er führte die Ideen eines Realistischen Musiktheaters Walter Felsensteins mit denen Brechts zusammen. Eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit den Menschen zeichnete den passionierten Pfeifenraucher aus, der eng mit seinem Lieblingsbühnenbildner Hans Schavernoch zusammenarbeitete. Theaterleiter wollte er nie sein. Regie führen war ihm alles. Am liebsten mit Musik.“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste