9.8.2023

Akademie der Künste trauert um Jean-Louis Cohen (1949–2023)

Völlig unerwartet ist am 7. August 2023 im Alter von 74 Jahren der französische Architekt und Architekturhistoriker Jean-Louis Cohen in Frankreich verstorben. Geboren 1949 in Paris, studierte er Architektur und war seit 1973 an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt, er war Inhaber zahlreicher Gastprofessuren in Frankreich, Deutschland und den USA. 1979 war er verantwortlich für die Sparte Architektur der Ausstellung „Paris-Moscou“ im Centre Georges Pompidou, Paris. Er leitete zahlreiche Forschungsprojekte – insbesondere über die Architektur des 20. Jahrhunderts – in Frankreich, Deutschland, Italien, Russland und den USA und über die Modernisierung der Stadtplanung in Paris. Seit 1994 hatte er eine Professur für Architekturgeschichte am Institute of Fine Arts, New York University inne, seit 1996 lehrte er an der Universität Paris-VIII, Institut français d'urbanisme. Ab 1998 war Cohen Berater des Ministeriums für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit, von 1999 bis 2003 Direktor des Musée des Monuments français. 2000 bis 2003 war er außerdem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats in der französischen Behörde für Denkmalschutz.

Seit 2003 war er Mitglied der Sektion Baukunst der Akademie der Künste und hat sich hier an verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Denkmalschutz und Nachkriegsmoderne beteiligt. Er war Autor zahlreicher Veröffentlichungen u. a. zu Le Corbusier und zur europäischen Architektur sowie Kurator bedeutender internationaler Architekturausstellungen. Für sein Wirken erhielt er mehrere Auszeichnungen, u. a. 2010 den Schelling Architekturpreis in Architekturtheorie, Karlsruhe.

Der Architekturhistoriker Werner Durth, ebenfalls Akademie-Mitglied, würdigt Jean-Louis Cohen: „Als polyglotter Kosmopolit forschte und lehrte er in Paris, Montreal, New York, Princeton und Sydney. Seine stets auf den internationalen Kontext bezogenen Studien zur Architektur des 20. Jahrhunderts gaben der Forschung frische Impulse. Daneben waren ihm Ausstellungen für ein breites Publikum ein wichtiges Medium zur Vermittlung wissenschaftlicher Arbeit.“

Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste