„Holocaust als Kultur“.
Zur Poetik von Imre Kertész
Die Formulierung „Holocaust als Kultur" stammt von Imre Kertész selbst und führt ins Zentrum seiner Poetik. Jean Amérys Satz von den „Bewältigungsversuchen eines Überwältigten" radikalisiert sich im Werk von Kertész. Er geht sogar so weit, Auschwitz als „Gnade" zu bezeichnen; eine Gnade, die es ihm als Schriftsteller erlaubt, die extreme Leiderfahrung in Kunst zu verwandeln.
Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Kritiker, Übersetzer und Wegbegleiter werden sich an drei Tagen mit der Werkbiografie und den Wahlverwandtschaften des 2016 verstorbenen Nobelpreisträgers und Mitglieds der Akademie der Künste befassen, dessen literarischer Nachlass im Archiv der Akademie liegt. Aber auch Fragen nach einem neuen Kanon in der Shoah-Literatur und besonders nach Kertész' literarischer Leistung, die, wie Péter Nádas immer wieder betont, zu lange von seinem Lebensthema verdeckt wurde, werden in Vorträgen und Diskussionen behandelt.
Den Eröffnungsvortrag hält der ungarische Essayist László F. Földényi, anschließend diskutieren mit ihm die Übersetzerin Christina Viragh, Friedrich Christian Delius, Durs Grünbein und Ingo Schulze. Am 13.4., 20 Uhr liest Ulrich Matthes unveröffentlichte Tagebuchnotizen zur Entstehung von Roman eines Schicksallosen.
Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.