What Stays – Archiving Care
Historische Aufzeichnungen infrage zu stellen, Erzählungen zurückzufordern oder Differenzen in öffentliche Darstellungen einzuschreiben, erfordert Eigensinn, Vorstellungskraft sowie das Zusammenwirken von gegenläufiger Erfahrung und Wissen. Seinem Wesen nach ist das Archiv meist unvollständig und fragil. Es ist zu einem Raum geworden, in dem Darstellungen von Geschichte(n) angefochten und durch Akte des Widerstands und der Verweigerung neu gedacht werden. Im offensiven Umgang mit Leerstellen, Auslassungen und der Wirkmacht von Metadaten, untersucht „What Stays – Archiving Care“, wie Gegenarchive durch Gesten der Fürsorge geschaffen werden und dabei alternative Geschichtsnarrative hervorbringen.
Im Rahmen der Gesprächsveranstaltung präsentieren die Künstler*innen des digitalen Residenzprogramms Aditya Surya Taruna, Romi Ron Morrison, Francois Knoetze und Amy Louise Wilson ihre Arbeiten.
Maya Indira Ganesh arbeitet als Forscherin, Autorin und Informationsaktivistin an der Schnittstelle von neuen Medien, digitalen Technologien, Gender, Menschenrechten und Aktivismus und Interessensvertretung mit visuellen Mitteln. Die letzten Jahre verbrachte sie mit dem Tactical Technology Collective in Bangalore und Berlin, wo sie die Leitung für Angewandte Forschung innehatte. Als Doktorandin an der Leuphana Universität Lüneburg erforscht sie Machine Learning, Ethik und Verantwortlichkeit. Ihre Arbeit hat sie auf zahlreichen Technologie-, Aktivismus-, Kunst- und akademischen Konferenzen vorgestellt, darunter Eyeo Festival, re:publica, Transmediale, Chaos Communication Congress, Theorizing The Web, Netzpolitik, und am Canadian Centre for Architecture.
Clara Herrmann, Kulturmanagerin, Kuratorin und Redakteurin; leitet seit 2019 die JUNGE AKADEMIE der Akademie der Künste in Berlin. Für das Programm entwickelte sie eine neue digitale Plattform als transdisziplinäres Magazin, Ausstellung- und Experimentierraum sowie das Sonderstipendium „Mensch-Maschine“. Zuvor Gründung und Leitung des Programms Digital Solitude der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart; 2017/18 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Kulturmanagement der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder); Mitherausgeberin der Publikation Der Digitale Kulturbetrieb – Strategien, Handlungsfelder & Best Practices (2019).
Nora O Murchú ist künstlerisch*r Leiter*in der Transmediale seit 2020. Murchús Forschung und künstlerische Praxis untersucht die Schnittpunkte zwischen den Feldern der Kunst, des Designs, der Software-Studien und der Politik. Murchús multidisziplinäre Arbeit umspannt Erzählungen und Fiktionen und findet Form in Objekten, Ausstellungen und Interventionen. Murchús Forschung zielt darauf, verständlich zu machen, wie komplexe sozio-technische Systeme vorgestellt, gebaut und verwendet werden.
Sinthujan Varatharajah ist politische Geograph*in, Essayist*in sowie Forscherin und arbeitet zu den Themen Staatenlosigkeit, Mobilität und Machtgeographien. Sie*Er interessiert sich hierbei insbesondere für die Infrastruktur, Logistik und Architektur der (Ohn)Macht. Varatharajahs Ausstellung „wie man* eine arche bewegt“, über die Grenzbewegungen tamilischer Geflüchteter, war 2020 Teil der 11. Berliner Biennale für zeitgenössische Kunst. Ihr*Sein erstes Buch erscheint nächsten Frühjahr im Hanser Verlag.
„What Stays – Archiving Care” ist ein Projekt der JUNGEN AKADEMIE der Akademie der Künste, des transmediale festival for arts and digital culture und des Goethe-Instituts Slowakei. Mit einem Open Call für digitale Residencies für internationale Künstler*innen und verschiedenen Präsentationsformaten online und offline werden ein Jahr lang künstlerische Strategien an der Schnittstelle von Gegenarchiven und Technologie diskutiert.