Solastalgie: Verlust der Lebensgrundlagen Time to Listen
„Time to Listen. Die ökologische Krise in Klang und Musik“ setzt eine Reihe von Veranstaltungen, die sich der Klima- und Umweltkrise widmen, fort und leitet ein thematisches Schwerpunktprogramm im Herbst 2023 ein. Zentrale Anliegen sind Teilhabe, kulturelle Bildung und nachhaltige Produktionsweisen. Viele Mitglieder der Akademie der Künste haben sich klar positioniert, engagieren sich in verschiedenen Initiativen und bilden mit ihren Beiträgen die Basis des Festivals.
Bei der Eröffnungsveranstaltung äußern sich vier Mitglieder der Akademie der Künste in ihren Sprachen zu ihrer grundlegenden Besorgnis angesichts der Umweltkrise. Die Schriftstellerin und Vize-Präsidentin der Akademie der Künste, Kathrin Röggla, gibt das Startsignal mit Worten zur aktuellen Positionierung der Akademie in Bezug auf Klima und Nachhaltigkeit. Wie kann Kunst über diese Themen „sprechen“? Iris ter Schiphorst, Komponistin und Vize-Direktorin der Sektion Musik, Mitglied der Klima-AG der Europäischen Allianz der Akademien, benennt die Fakten der Klima- und Umweltkrise und stellt die Frage, wie Kunst und Kultur sich dazu verhalten könnten.
Zwei künstlerische Beiträge von Mitgliedern bilden den Auftakt zum Festivalprogramm als Beispiele persönlicher, künstlerischer Antworten auf die oben angeführte Frage: Kunst kann berühren und sensibilisieren. Sie kann hörbar machen und aufmerksam machen. Sie kann Gefühle aus- und ansprechen, die wir kennen und verdrängen. Sie kann uns vereinigen.
Cécile Wajsbrot, Vize-Direktorin der Sektion Literatur und Mitglied der Klima-AG der Europäischen Allianz der Akademien, liest aus ihren Episoden Adieu à l’hiver (Abschied vom Winter): Unterlegt mit einer Klangcollage von Carola Bauckholt spricht sie von der Auslöschung der menschlichen Spezies. In der Komposition Solastalgia von Carola Bauckholt, Direktorin der Sektion Musik, und Karin Hellqvist geht es um das gleichnamige Gefühl, das in Angesicht oder Erwartung der durch die Klimakrise schwindenden Natur aufkommt – eine Form von Trauer, Angst und ohnmächtigem Verlustgefühl. Ausgangspunkt für die Komposition sind Field Recordings von Gletschern und Eis, enorme Reibungen von Eisblöcken, die Karin Hellqvist auf der Violine im Entstehungsprozess des Stücks imitiert hat. Diese Aufnahmen sind zu einem 8-Kanal-Zuspiel verdichtet, zu dem wiederum Karin Hellqvist mit der Solo-Violine im Konzert live interagiert, als Einzelstimme im Dialog mit Vielstimmigkeit. Dazu sehen wir den Prozess der Entstehung von Salzkristallen als Metapher für schmelzendes Eis in einem Film von Eric Lanz.
Das Festivalprogramm ist über mehrere Jahre hinweg aus dem Engagement der Sektion Musik entstanden, der sich andere Sektionen mit Beiträgen aus der Literatur und der bildenden Kunst angeschlossen haben. Auch das E-Studio und das Vermittlungsprogramm KUNSTWELTEN der Akademie sind wichtige Säulen des Programms.
Der Arbeitsgruppe für das Festival gehörten an: Peter Ablinger, Annesley Black, Carola Bauckholt, Julia Gerlach, Kirsten Reese, Iris ter Schiphorst, Manos Tsangaris. Das Programm wurde kuratorisch finalisiert von Carola Bauckholt und Julia Gerlach.
Eröffnung: Kathrin Röggla
Impuls: Iris ter Schiphorst
Cécile Wajsbrot: Lesung aus Adieu à l’hiver (mit englischen und deutschen Untertiteln) und Klangcollage von Carola Bauckholt
Carola Bauckholt und Karin Hellqvist: Solastalgia (2020/2023, 20 Min.), für Violine, Zuspiel und Video
Eric Lanz: Video; Karin Hellqvist: Violine
Auftrag des Swedish Arts Grants Committee
Im Anschluss findet die Ausstellungseröffnung mit Klanginstallationen von Peter Ablinger, Claudia González Godoy, Susie Ibarra, Jacob Kirkegaard, FrauVonDa, Winfried Ritsch, Daniel Rothman statt.
Im Rahmen des Festivals Time to Listen. Die ökologische Krise in Klang und Musik