Time to Listen 2024
Ein Open Space zur Nachhaltigkeit in der zeitgenössischen Musik

Vorträge, Gespräche und Performances

Am 1. und 2. Oktober laden die inm / field notes und die Akademie der Künste zum dritten Teil des Symposiums „Time to Listen“ zur Nachhaltigkeit in der zeitgenössischen Musik ein. In offenen Gesprächsrunden, künstlerischen Interventionen und Performances, einem gemeinsamen Essen und Fachvorträgen zwischen Musik, Politik und Wissenschaft richtet sich der Fokus dieses Jahr auf klangästhetische Ansätze zum Themenkomplex der Klima(un)gerechtigkeit.

Die Klimakrise ist global und doch treffen ihre Folgen nicht alle Menschen gleich: Länder des Globalen Südens tragen die Hauptlast der Umweltveränderungen, die sich in Überschwemmungen, Dürren, Ernteausfällen und kollabierenden Ökosystemen äußern. Auch innerhalb von Gesellschaften haben diskriminierte und marginalisierte Bevölkerungsgruppen weniger Möglichkeiten, sich den Klimafolgen anzupassen, weshalb die Klimakrise als Verstärker von sozialer Ungerechtigkeit wirkt. Gleichzeitig sind es gerade diese Länder und gesellschaftlichen Gruppen, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen. Dennoch finden die Stimmen der am stärksten Betroffenen in der globalen Klimapolitik nur selten Gehör. Stattdessen geben in erster Linie die für die Klimakrise verantwortlichen Länder des Globalen Nordens den Ton an.

Bei dem Übergang unserer Gesellschaften zu einer gerechteren und nachhaltigeren Zukunft können Klang und Musik eine bedeutende Rolle spielen. Durch Praktiken des Hörens bzw. des Zuhörens können wir ein tieferes Verständnis von unserer sich stetig verändernden Umwelt vor dem Hintergrund des Klimawandels gewinnen und unser Gehör auf jene menschliche und nicht-menschliche Akteure richten, die bislang überhört wurden. Klang und Musik können starke und konstruktive Narrative vermitteln und eine kollektive Vorstellung unserer Zukunft formen, die nicht nur ökologisch nachhaltig, sondern auch fair und gerecht in einem globalen Kontext ist. Mit diesen thematischen Rahmen schlagen wir auch einen Bogen zu vorangegangen Symposien zur Dekolonisierung und Diversität in der neuen Musik.

In einer Keynote stellt die Philosophin Eva von Redecker Gedanken aus ihrem Buch Bleibefreiheit vor, das sie selbst als einen Essay über Leben, Tod und Schwalben beschreibt. Angesichts der wütenden Klimakrise und Kriege, die ganze Landstriche unbewohnbar machen, regt sie dazu an, den Begriff der Freiheit neu zu denken: als die Freiheit, an einem Ort zu leben, an dem wir bleiben könnten.

Im Laufe der zwei Konferenztage stellen Künstler*innen ihre Denkansätze und Arbeiten in Form von offenen Panels und partizipativen Workshopformaten (Lecture Performances, Sound Walks, Listening Sessions oder angeleiteten Improvisationen) vor, die folgende Fragen zum Ausgangspunkt nehmen: Welche Verantwortung kommt der Kunst im Hinblick auf Nachhaltigkeit insbesondere im globalen Kontext zu? Wie können wir klanglich verhandeln, wie wir zusammenleben möchten und wer zu diesem „Wir“ gehört? Wie kann mit den Mitteln der zeitgenössischen Musik auf Ungleichheiten hingewiesen werden und für die massiven Schäden für die natürlichen und sozialen Systeme sensibilisiert werden? Welche klimaethischen Überlegungen stellen sich in der kuratorischen Arbeit? Welche lokalen Antworten haben wir auf globale Herausforderungen? Wie stärken wir geografisch oder sozio-ökonomisch benachteiligte Musikakteur*innen? Was bedeuten Klänge in unserem Leben und was können wir von ihnen lernen bzw. welches Wissen und Transformationspotenzial liegen in Musik und Klang?

Nach der Konferenz wird aus den ausgewählten Beiträgen ein digitaler Reader erstellt.

Programm und Abstracts auf www.field-notes.berlin (in englischer Sprache)

 

Programm am Dienstag, 1.10.

9.30 Uhr, Foyer
Registrierung

10 Uhr, Studiofoyer
Begrüßung durch Manos Tsangaris, Präsident der Akademie der Künste
Peter Cusack: „Listening to Climate Change and Making Music Through the Window“

10.30 Uhr, Studiofoyer
Einführung und Sammlung von Themen für die Open Sessions
Moderiert durch die Konferenzgastgeberinnen Lisa Benjes (inm / field notes) und Julia Gerlach (Akademie der Künste)

11 Uhr
Parallele Sessions

Studiofoyer
Jorge Zurita: „Emerging Nodes (flows from hydro-activism)“
Partizipativer Workshop mit Video-Partitur

Clubraum
Futures of Listening: „Curating Water Knowledge“
Listening Session und Diskussion

Besprechungsraum
Danish Climate Network: „Guidelines for institutional and artistic addressing of climate challenges“
Partizipativer Workshop

12 Uhr, Sesselclub
Kaffeepause

12.15 Uhr, Clubraum, Besprechungsraum, Sesselclub
Open Sessions

13 Uhr, Studiofoyer
hany tea und Cavid Dhen: „rice as food as politics“
Performance

13.30 Uhr, Studiofoyer
Mittagessen

14.30 Uhr
Parallele Sessions

Studiofoyer
Nico Daleman: „Cancelling Noise“
Listening Session und Diskussion

Clubraum
Banu Çiçek Tülü: „Inundated: Speculations on Water as a Site and a Paradigm“
Lecture Performance mit Live-Elektronik

Besprechungsraum
Offene Panel Diskussion: „Best practice and pitfalls in collaborations between art, society and science and intercultural setting“
Mit Beltràn Gonzalez (Komponist), Claudia von Hasselt (Frau von Da), Adnan Softić and Nina Softić (Klimaton) and Karen Power (Komponistin), Suk Jun Kim (Klangkünstler und Mitglied von Futures of Listening)

15.30 Uhr
Parallele Sessions

Sesselclub / Salon
Karen Power: „arctic ice speaks through time“
Suk-Jun Kim: „Futures of Listening“
Präsentationen der Klangstücke in der Sound Booth

Clubraum
Alejandra Borea: „Sound recycling: (aesth)ethics of sampling“
Partizipativer Vortrag und kollektive Hör-Übung

Besprechungsraum
Kirsten Reese: „Climate justice learning and teaching“
Einführung in den Reader (in Arbeit) und partizipativer Workshop

16.30 Uhr, Studiofoyer
Kollektive Zusammenfassung

17 – 18.30 Uhr, Eingangsfoyer
Café Climate
Offenes Diskussionsformat zu Klima(un)gerechtigkeit
Mit den Expert*innen Alexandra Nehmer (Architekturforscherin), Bernhard König (Komponist, Autor des Buches Musik und Klima), Dr. Carla J. Maier (Klangforscherin, Gründerin des „Planetary Listening“ Kollektivs), Eckhard Roelcke (Musikwissenschaftler, Journalist, Aktivist Letzte Generation), Jovana Popić (Anthropologin, Künstlerin) und Mitgliedern der Europäischen Allianz der Akademien

18 Uhr, Studiofoyer
Gugulethu Duma: „water ~ wading ~ voice“
Lecture Performance

19 Uhr
Geselliger Abend

 

Programm am Mittwoch, 2.10.

9.30 Uhr, Foyer
Registrierung

10 Uhr, Studiofoyer
Eva von Redecker: „Bleibefreiheit“
Keynote

11 Uhr, Studiofoyer
Gespräch mit Eva von Redecker
Moderation: Reimar Volker (Goethe-Institut)

11.15 Uhr, Sesselclub
Kaffeepause

11.30 Uhr
Parallele Sessions

Studiofoyer
Marina Cyrino / Matthias Koole / Angélica Freitas: „Buck Passing“
Performance (Ausschnitte) und Diskussion

Clubraum
Nathan Gray: „Listening to Indigenous cultures and extractive industries in Australia’s Northwest“
Listening Session und Diskussion

Glasgang oder Besprechungsraum
Álvaro G. Díaz Rodríguez: „The soundscape in the migratory path of The Beast in Mexico“
Präsentation der Klanginstallation

12.30 Uhr, Clubraum, Besprechungsraum, Sesselclub
Open Sessions

13.15 Uhr, Studiofoyer
Mittagessen

14.15 Uhr, Studiofoyer
Ute Wassermann: „Sympoietic vocal practice“
Partizipative Stimmperformance

14.45 Uhr, Studiofoyer
Offene Diskussion: „What considerations on climate ethics arise in artistic and curatorial work?“
Moderation: Sara Walther

16 Uhr, Studiofoyer
Panel Diskussion: „Navigating Music Funding with Sustainable Practices“
Mit Reimar Volker (Goethe-Institut), Gregor Hotz (Musikfonds), Sophie Aumüller (Impuls neue Musik), Björn Gottstein (Ernst von Siemens Musikstiftung)
Moderation: Lisa Benjes (inm / field notes)

17 Uhr, Studiofoyer
Kollektive Zusammenfassung, Schlussrunde und Verabschiedung

 

Fortlaufende Sound Booth im Salon

Futures of Listening: „Curating Water Knowledge“, 60 min
Karen Power: „arctic ice speaks through time“, 60 min
Elsa M'Bala: „Ass Niang Collection“, 60 min

 

Fortlaufende Klanginstallation im Glasgang

Álvaro G. Díaz Rodríguez: „The soundscape in the migratory path of The Beast in Mexico“

 

Auswahlgremium: Lisa Benjes, Julia Gerlach, Amanda Gutierrez, Néstor F. Martínez, Tania Rubio, Iris ter Schiphorst und Sabine Vogel.

Das Symposium ist eine Koproduktion der Akademie der Künste, Berlin, und der inm / field notes.

Eva von Redecker

hany tea & Cavid Dhen

Álvaro G. Díaz Rodríguez: „The soundscape in the migratory path of The Beast in Mexico“

Gugulethu Duma

Peter Cusack

1. — 2.10.2024

Di 10 – 20 Uhr
Mi 10 – 18 Uhr

Mit Manos Tsangaris (Begrüßung), Eva von Redecker (Keynote, 2.10., 10 Uhr), Peter Cusack, Jorge Zurita, Futures Of Listening, Nico Daleman, Banu Çiçek Tülü, Alejandra Borea, Kirsten Reese, Carla J. Maier, Eckhard Roelcke, Iris ter Schiphorst, Gugulethu Duma, Marina Cyrino / Matthias Koole / Angélica Freitas, Nathan Gray, Álvaro G. Díaz Rodríguez, Ute Wassermann, und viele mehr

In englischer Sprache

Eintritt frei

Anmeldung unter
inm-berlin.de