Underground und Improvisation. Brötzmann plus…
Im Rahmen der Ausstellung "Free Music Production / FMP: The Living Music" hat die Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit Peter Brötzmann zwei Tage kuratiert, die im Sinne des Total Music Meeting und des Workshop Freie Musik gestaltet sind. Mit diesen Formaten gelang es der FMP ab 1968 in der Akademie der Künste, dem Quasimodo und anderen Spielstätten in Berlin, eine neue Art Konzertsituation zu etablieren. "Ab 1970", erinnert sich Jost Gebers, Mitgründer und langjähriger Betreiber der Free Music Production, "machten wir beim Workshop mit zwei großen Podesten in der Ausstellungshalle (der Akademie der Künste am Hanseatenweg) ein konsequentes Free Jazz-Programm. Jetzt zeigte sich, dass unser erster Versuch, diese Musik aus dem Konzertsaal und dem Club in offene Räume zu bringen, richtig war. Die Zwänge für Musiker und Publikum konnten so erheblich reduziert werden."
Am 6. und 7. April werden die FMP Gründungsväter Peter Brötzmann (Holzblasinstrumente) und Alexander von Schlippenbach (Klavier) in bewährten und ganz neuen Kombinationen auf der Bühne stehen. Brötzmann, wie auch von Schlippenbach, prägten wie niemand sonst die Geschichte der internationalen improvisierten Musik. Zwei von Peter Brötzmanns dienstältesten Weggefährten, Andrew Cyrille (Schlagzeug) aus New York und Han Bennink (Schlagzeug) aus Amsterdam, werden an beiden Abenden ebenfalls dabei sein. Bennink war bereits auf der ersten FMP-Platte European Echoes zu hören und bildete mit Fred Van Hove das erste wichtige Brötzmann-Trio. Cyrille spielt mit Brötzmann seit den frühen 1980er Jahren immer wieder in verschiedenen Kontexten zusammen. Er ist einer der prägenden Musiker des amerikanischen Free Jazz und aus der ersten Generation freier Jazzschlagzeuger überhaupt. Die Schweizer Marino Pliakas (Bass) und Michael Wertmüller (Schlagzeug) sind seit 2006 Teil der Brötzmann-Formation Full Blast. In der Kombination mit Marino Pliakas bildet der auch als Komponist international im Klassikbereich erfolgreiche Wertmüller eine der dynamischsten und abwechslungsreichsten Rhythmusgruppen überhaupt. Heather Leigh (Steel Guitar) tritt seit mehr als zwei Jahren mit Peter Brötzmann im Duo auf. Keiji Haino ist Brötzmanns kongenialer Bruder im Noise. Der Japaner spielt seit den frühen 1980er Jahren kompromisslos an der Grenze der körperlich-musikalischen kinetischen Energie. Ob im Duo mit Brötzmann, im Trio mit Brötzmann und Heather Leigh oder im Quartett mit Brötzmann und seinem Trio Fushitsusha, Haino bietet immer wieder unverwechselbare existentielle Erfahrungen.
Die Besucherinnen und Besucher erwarten zwei euphorisierende, dichte Abende und die Chance, spontane Komposition und Improvisation als kommunikativen Prozess zu erleben.