Lange Feedback-Nacht
Programm
Johannes Fritsch, Trio (1977) für Viola, Posaune und Klavier mit Ringmodulator
Rolf Gehlhaar, Beckenstück (1969) für 6 verstärkte Becken und Regler
Johannes Fritsch, Run Tits (1977), Tonbandkomposition (4-kanalige Bearbeitung von Ipke Starke 2019)
- Pause -
Brigitta Muntendorf, Keep Quiet and Dance #2 (2019) für 4-Kanal Stimme, Ensemble und Zuspielung
Klarenz Barlow, Çoğluotobüsişletmesi (1975–1979), MIDI-Version für 4-- Kanal (Neurealiserung 2019)
- Pause -
Johannes Fritsch, Hochtöner (1974) für Flöte, Viola, Schlagzeug, Synthesizer und Tonband
Michael von Biel, Fassung (1964), 4-Kanal Tonbandkomposition
Oxana Omelchuk, Staahaadler Affenstall (2012) für Drumset, Ensemble und Sample Pads
Interpreten / Mitwirkende
Ensemble Garage
Flöte – Maruta Staravoitava
Klarinette – Nils Kohler
Saxophon – Frank Riedel
Posaune – Till Künkler
Klavier – Małgorzata Walentynowicz
Schlagzeug – Yuka Ohta
Violine – Akiko Ahrendt
Viola – Annegret Mayer-Lindenberg
Cello – Eva Boesch
Dirigent – Mariano Chiacchiarini
Klangregie – Andre Bartetzki
Ein Konzert der Sektion Musik der Akademie der Künste, Berlin. Kuratiert von Julia Gerlach und Manos Tsangaris in Zusammenarbeit mit Ensemble Garage.
Ausgangspunkt für das Programm ist die Übergabe des Archivs des Feedback Studios an die Akademie der Künste. Dabei handelt es sich in erster Linie um Schriften, Tonbänder und Partituren. Es war unser Anliegen, in diesem Konzert einige historische Stücke der mit dem Feedback Studio assoziierten Komponisten und insbesondere seines Leiters Johannes Fritsch zusammenzustellen und damit zentrale Aspekte der Arbeit des Studios in Erinnerung zu rufen. Mit der Gründung des Feedback Studios beschritten Johannes Fritsch, David Johnson und Rolf Gehlhaar nach ihrer Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen eigene Wege. Sie bauten ein Studio auf, waren selbst Musiker und realisierten Werke für Instrumente mit und ohne Elektronik sowie reine Tonbandkompositionen. In die von ihnen selbst gespielten Werke gingen immer wieder improvisatorische Momente ein, oft verbunden mit live-elektronischen Klangtransformationen. Über die Personalunion manifestierte sich ein neuer Performer- bzw. Komponistentyp: der des Composer-Performers. Ästhetisch setzten sich die Feedback-Komponisten vom WDR-Studio ab: Sie realisierten ein offenes Haus und interessierten sich zum Beispiel für außereuropäische Musik, und sie stellten bereits früh Fragen nach Identität und dem Problem des Eurozentrismus. Die persönliche Herkunft (Klarenz Barlow und Kevin Volans) oder das besondere Interesse (Fritsch) wirkten in die Werke hinein, auch als Found Footage in Zuspielbändern.
Das Konzertprogramm skizziert Werklinien des Feedback Studios – von frühen Tonbandstücken über performative Ensemblestücke mit Live-Elektronik, der Midi-Version eines verrückten, „unspielbaren“, computerbasiert komponierten Klavierstücks von Klarenz Barlow bis hin zu zwei Ensemblewerken aus den letzten Jahren von Komponistinnen der jungen Generation, die mit Feedback und insbesondere mit Johannes Fritsch in Kontakt standen. In diesen Werken von Oxana Omelchuk und Brigitta Muntendorf werden Performativität, Elektronik, Found Footage und außereuropäische Musikstücke ebenfalls auf sehr eigene Weise verknüpft.
Julia Gerlach