Alfred Hirschmeier gab mit seiner langjährigen Arbeit für die DEFA ein Beispiel dafür, wie exakt Szenenbilder, Stimmungen und Bildkompositionen vor Drehbeginn erarbeitet werden können. Szenenentwürfe und Storyboards zu den Filmen "Der kleine Prinz" (Konrad Wolf, 1966), "Die Regentrude" (Ursula Schmenger, 1976), "Goya" (Konrad Wolf, 1971), "Königskinder" (Frank Beyer, 1962) und "Der geteilte Himmel" (Konrad Wolf, 1964) hat Ariunsaichan Dawaachu ausgewählt und im Atrium der Hochschule aufgehängt. Zu den 363 Blättern des optischen Drehbuchs von "Der geteilte Himmel" hat er die entsprechenden Filmstills herausgesucht und neben die kleinen Zeichnungen von Alfred Hirschmeier auf schmale, rote Stellwände geklebt. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. "80 bis 85 Prozent der Entwürfe wurden genau so umgesetzt, wie er sie entworfen hatte."
Alfred Hirschmeier konnte so genau vorherplanen, weil die Regisseure dieser Zeit mit schweren, unbeweglichen Kameras und deshalb mit festen Einstellungen arbeiteten; heute bewege sich die Kamera viel mehr, erklärt Ariunsaichan Dawaachu. Auch die Zeit, die ein freiberuflicher Szenograf im Vorfeld arbeite, habe sich vor allem bei Fernsehproduktionen extrem verkürzt. Für detaillierte Planungen zusammen mit dem Regisseur und dem Kameramann gäbe es keine Zeit mehr. Die ökonomische Seite des Berufs sollten die Schüler nicht unterschätzen: Ein Filmszenograf arbeite nicht nur künstlerisch, sondern kümmere sich auch um die Beschaffung der Baumaterialien und koordiniere die verschiedenen Spezialisten für Kostüm, Requisite, Innen- und Außenarchitektur, beschreibt Ariunsaichan Dawaachu.
Um den Bogen zu seiner Arbeit zu spannen, zeigt der Szenograf abschließend eigene Fotografien und Zeichnungen für Filme, die manchmal gar nicht gedreht wurden. Auch das kann passieren: man entwirft einen Flughafen, eine Hängebrücke oder lässt sogar eine komplette asiatische Kleinstadt auf der Krim bauen, dann geht die Produktionsfirma bankrott und die Arbeit war umsonst. Jeder Film sei ein neues Abenteuer, eine neue Herausforderung, für die Lösungen gefunden werden müssten. "150 Pferde organisieren oder den Leuten auf der Strasse ihre Kleidung abkaufen - das macht Spaß!"
...das sagen die Schüler...
Pauline sagte stellvertretend auch für andere Schüler, dass für sie die Ausstellung interessant war und einen Beruf vorgestellt hat, den viele bisher so noch nicht gekannt haben. Daniel war überrascht, das der Szenenbildner sich auch in der Form des Storyboards ausdrückt und Lukas Schust bewunderte die Arbeit von Hirschmeier, insbesondere, dass er bereits bei vielen Einstellungen den Standort der Kamera vorgegeben hat. Die Schüler fanden die Ausführungen von Agi Dawaachu gut und entdeckten, dass er das Handwerk von Alfred Hirschmeier sichtbar übernommen hat.