Schülerprojekte

100 Schüler - 10 Mitglieder

11. März 2008 -- Michael Verhoeven und Schüler des Gymnasiums Landau im Schnittstudio München

Engagement und Motivation zeigen

Michael Verhoeven war mitten in der Rohschnittphase seines aktuellen Dokumentarfilms Menschliches Versagen, der sich mit dem Thema Arisierung auseinandersetzt. Insgesamt 60 Stunden Material galt es in seinem Münchner Schnittstudio zu sichten und zu sortieren.





Warum haben Sie sich das Thema „Arisierung“ für Ihren Film ausgesucht?
Das Thema ist so schockierend für mich gewesen, weil nicht nur die bekannten Nazi-Gruppen wie SS, Gestapo und Wehrmacht, sondern die Mitbürger und Nachbarn selbst an dem Ausverkauf jüdischen Besitzeigentums beteiligt waren. Ich wusste zunächst auch nicht viel über dieses Thema, aber ich war so neugierig darauf, dass ich viel recherchiert habe und Zeitzeugen ausfindig machen konnte.

Wie lange arbeiten Sie schon am Film?
Wir drehen schon seit einem Jahr. Wir haben aber auch viele Sachen nicht gedreht. Es wird hoffentlich nicht so eine lange Dreh- und Arbeitszeit wie mit dem Unbekannten Soldaten. Da hatten wir 200 Stunden Filmmaterial. Für Menschliches Versagen haben wir „nur“ sechzig Stunden.

Wie sortieren Sie das gefilmte Material?
Die Hauptarbeit besteht eigentlich in der Vorbereitung und zwar müssen wir die sechzig Stunden erstmal soweit aufbereiten, dass wir auf alles jederzeit Zugriff haben. Ich suche dann immer die wichtigen Aussagen im Material. Was ich in guter, alter Manier mache: ich schreibe Musterbücher. Da sind alle Aussagen handschriftlich aufgeschrieben.

Wie laufen die Interviews ab?
Gabriele Kröber: Michael Verhoeven lässt die Menschen erst mal erzählen und ich denke bei mir „Wo will er da nur hin? Was fragt er denn alles? Das interessiert mich doch alles gar nicht.“ Nach einer halben Stunde merke ich dann, dass er den Interviewten sozusagen „am Köder“ hat. Dann fangen die Leute an, über die wichtigen Dinge zu reden.

Bringen Sie Ihre eigene Meinung in Dokumentarfilme ein?
Jeder Dokumentarfilm hat auch manipulative Elemente, das ist ganz klar. Ich habe ja auch ein Ziel, ich will etwas berichten. Ich bin nicht außerhalb meines Films.
Gabriele Kröber: Mit dem Material, was wir hier haben, könnte jemand mit einer ganz anderen Gesinnung ganz andere Statements aus dem Film holen. Aus demselben Material kannst du einen Spot für die CSU oder die SPD an, es kommt drauf an, wo du stehst.

Wie sind Sie Filmregisseur geworden?
Ich war nicht immer in meinem Beruf tätig gewesen. Entgegen den Erwartungen meiner Schauspielerfamilie war ich zunächst Arzt in der Kinderchirurgie.
Gabriele Kröber: Ich habe lange Zeit gekellnert, gedacht und gesucht, bevor ich durch meine Familie eine Schnittassistenz bekommen habe.

Was ist Ihre Motivation?
Das eigene Engagement für die Themen der Filme, die sich immer wieder mit menschlicher Ungerechtigkeit und sozialem Missständen befassen. 


...und das sagen die Schüler...

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Foto: Christiane Lötsch