
„Erfreut sich die Ausstellung weiterer Unbeliebtheit?“
Moderne Kunst in schwierigen Zeiten
Mit seiner Ausstellung „Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ hatte Gustav Friedrich Hartlaub 1925 einer ganzen Kunstrichtung ihren Namen gegeben. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Direktor der Mannheimer Kunsthalle umgehend entlassen, sein Institut durfte er nicht mehr betreten. Sein Sohn Felix Hartlaub, der mit seinen aus dem Nachlass veröffentlichten literarischen Aufzeichnungen später berühmt werden sollte, war zu dieser Zeit auf einer Studienreise in Italien. Von dort tauschte er sich mit seinem Vater über den politischen Umsturz in Deutschland, die Vorgänge im Museum und die Zustände im faschistischen Italien aus, wo immer mehr Flüchtlinge aus dem Norden eintrafen.
Die brisanten Familienbriefe wurden 2017 in SINN UND FORM veröffentlicht. Chefredakteur Matthias Weichelt spricht darüber mit dem Autor Durs Grünbein, geboren 1962 in Dresden, Akademie-Mitglied und profunder Kenner der Werke Felix Hartlaubs.
Die Literaturzeitschrift SINN UND FORM wird seit 1950 von der Akademie der Künste herausgegeben. Dass zu DDR-Zeiten hier Texte erscheinen konnten, die anderswo nicht gedruckt werden durften (u. a. von Volker Braun, Christa Wolf, Ulrich Plenzdorf, Peter Hacks, Christoph Hein), begründete den legendären Ruf der „Beiträge zur Literatur“.