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Recollection of Time
Erinnern ist ein Prozess. Um diesen sichtbar zu machen, haben die Filmemacherinnen Tatiana Lecomte, Pınar Öğrenci und Maya Schweizer unterschiedliche künstlerische Strategien angewandt. Sie spüren einerseits mit geradezu seismografischer Akribie die Echos der Vergangenheit auf und demonstrieren andererseits das Ungenügen der „Annäherung“.
So arrangiert die französische Filmemacherin Tatiana Lecomte in Ein mörderischer Lärm für den Zeitzeugen Jean-Jacques Boijentin, der von seiner Zwangsarbeit 1944 unter den Nazis berichtet, eine Art akustische Werkstattsituation. Wie mit den Erinnerungen umgehen, wie sie freilegen? Statt Archivbildern oder Dokumenten verwendet Lecomte Töne, die einen Assoziationsstrom auslösen, der Raum lässt für das Unsagbare.
Die bildkünstlerisch mit Film und Video arbeitende Maya Schweizer, ebenfalls französischer Herkunft mit Wohnsitz in Deutschland, nutzt in ihrer Doppelprojektion Regarde par ici, …Und dort die Puschkinallee die Luke eines DDR-Grenzwachturms als Linse, die ein scheinbar alltägliches Treiben dokumentiert, das in dem historisch konnotierten Raum eine doppelbödige Bedeutung entfaltet.
Der Film Glück auf in Deutschland der in Berlin lebenden Künstlerin Pınar Öğrenci basiert auf Fotografien aus der Sammlung des Ruhr Museums Essen aus den Jahren 1950 bis 1987. Im Zusammenspiel der Fotos und Schilderungen von Arbeits- und Lebensbedingungen im Kohlebergbau untersucht Pınar Öğrenci den Mythos Ruhrgebiet, indem sie auf die Leerstellen verweist.